Fortschritte in der Kinderkardiologie

Eine Herzensangelegenheit ...

Wussten Sie, dass Fehlbildungen des Herzens die häufigste Art von Fehlbildungen bei der Geburt sind? Ungefähr eines von 100 Kindern wird, in Europa wie im Rest der Welt, mit einer Fehlbildung des Herzens geboren.

Wussten sie, dass es manchmal möglich ist, diese Fehlbildungen schon vor der Geburt festzustellen?

Dank der Ultraschalltechnik, wurde das Herz des Fötus vor 30 Jahren zum ersten Mal sichtbar. Die Bilder waren damals noch verschwommen und unscharf, ein wenig wie eine nebelverhangene Landschaft. Seitdem haben sich die Ultraschall Techniken stark verbessert und die Bilder sind präziser geworden. Heute ist es zumindest theoretisch möglich, viele Fehlbildungen des Herzens schon im Uterus zu erkennen. Manche Anomalien sind jedoch weiterhin nur nach der Geburt diagnostizierbar. Man darf nicht vergessen, dass das Herz des Fötus nicht grösser als eine Olive und im Zentrum des Bauchs der Mutter eingeschlossen ist. Dies erschwert die pränatale Erkennung.

Die meisten Fehlbildungen des Herzens sind vor der Geburt unproblematisch, sie beeinträchtigen weder die Entwicklung des Fötus, noch sein Wachstum oder seine Fähigkeit, sich zu bewegen. Nach der Geburt können manche Anomalien dagegen, für das Neugeborene, sehr schnell gefährlich werden. Die vorgeburtliche Früherkennung ist daher sehr wichtig, denn sie erlaubt, das Neugeborene schon bei der Geburt optimal zu empfangen und zu versorgen.

Vor kurzem hat die pränatale Kardiologie eine neue Dimension erreicht. Dank der  besseren und immer früheren Bildgebung während der Schwangerschaft versteht man, die Entwicklung von Fehlbildungen des Herzens zunehmend besser. Man hat dabei festgestellt, dass einige schwere und nach der Geburt nicht zu korrigierende Anomalien aus sehr « einfachen » Schäden hervorgehen, die sich fortschreitend während der Schwangerschaft verschlimmern und letztlich zu irreversiblen Schäden führen. Dies hat zur Überlegung geführt, dass frühe chirurgische Interventionen am Herzen des Fötus, eine solche Verschlimmerung von Fehlbildungen verhindern könnte. Zum Beispiel kann eine unkomplizierte, frühzeitige Verengung einer Herzklappe zu einer Unterentwicklung eines Teils des Herzens führen. Gelänge es diese verengte Klappe mit Hilfe eines Ballons während der Schwangerschaft auf zu dehnen könnte dies dem Herzen erlauben, sich besser zu entwickeln und so das Ausmaß der Fehlbildung verringern. Einige Testeingriffe in diese Richtung wurden schon durchgeführt. Angesichts der geringen Größe des Herzens und seiner Empfindlichkeit in diesem frühen Stadium erfordern diese Eingriffe sehr spezifische Instrumente, eine große Erfahrung und eine enge Zusammenarbeit zwischen Gynäkologen, Kinderkardiologen, Neonatologen und Anästhesisten. In Belgien und anderen Ländern laufen Forschungsprojekte zur Entwicklung und Bewertung dieser Techniken.

Seit ihren Anfängen sind viele Fortschritte in allen Disziplinen rund um die Kinderkardiologie (prä- und postnatale Echographie und andere bildgebende Verfahren, Herzkatheter, Chirurgie, Anästhesie, Intensivmedizin, psycho-soziale Betreuung, etc.) erzielt worden,  und erlauben, heute, vielen Kindern mit einer Fehlbildung des Herzens zu leben. Nicht desto trotz sind weitere Verbesserungen und beständige Forschung in allen Disziplinen notwendig, um noch mehr Kinder zu retten und ihnen mit ihren Familien eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen.

Dieser Artikel wurde verfasst von Dr Catherine Barrea, fœtale und pädiatrische Kardiologie der Universitatsklinik UCL St. Luc, Brüssel.